Balun oder HF-Trafo (Unun) an einer Zweidrahtleitung?
Viele OM’s sind der Meinung das ein richtiger symmetrischer Koppler mit Zweidrahtleitung und einem Allbanddoublet (Dipol) zu
kompliziert für ein KW-Allbandsysten seien. Daher wird oft versucht an einer symmetrischen Antenne mit Zweidrahtleitung
(z.B. G5RV) einen Balun anzuschließen um eine symmetrische Antenne mit fester Länge auf möglichst allen KW-Bändern mit einem
50 Ohm-Koaxialkabel zu betreiben. Dabei soll auch noch der eingebaute Tuner im TRX für ein gutes SWR sorgen. Ich möchte nicht
bestreiten das diese Konfiguration auf dem einen oder anderen Band sogar funktionieren kann. Meiner Meinung nach aber nur mit
dramatischen Verlusten auf den übrigen Kurzwellenbändern.
Es wurde aber schon richtig erkannt das symmetrische Antennen für den Allbandbetrieb Vorteile gegenüber gegen Erde
betriebene Antennensysteme haben.
Über Balune und/oder HF-Transformatoren (Unun) in symmetrischen Systemen mit Zweidrahtleitung wurde und wird viel
veröffentlicht. Dazu exemplarisch im weiteren ein Beispiel in dem eine Kombination aus einem 1:1-Balun und ein 1:4 Unun
eingesetzt wird.
Die Antennenkonfiguration setzt sich dann aus TRX mit eingebauten oder externen Tuner,
50 Ohm Koaxialkabel, Balun 1:1, Unun (HF-Trafo) 1:4 mit 50 Ohm zu 200 Ohm dann eine Zweidrahtleitung mit symmetrischer
Antenne zusammen.
Ein OM der seinen Balunbausatz für so ein Mehrbandsystem bewirbt schreibt:
"Ein Balun 50 Ohm zu 50 Ohm (1:1) benötigt einen Kern, die Impedanz der aufgewickelten Leitung hat genau 50 Ohm
(oder zwei parallel geschaltete 100 Ohm Leitungen ergeben auch 50 Ohm)."
Ich frage mich: Wieso braucht ein 1:1 Balun einen Kern? Was passiert wenn dieser Balun nicht 50 Ohm sondern 150 Ohm oder
16,7 Ohm (SWR 1:3) evtl. auch noch mit Blindkomponenten übertragen soll?
Für einen Balun oder Transformator ist nicht zwingend ein Ringkern erforderlich. Eine mit der Balunleitung gewickelte
Luftspule geht auch. Der Vorteil ist das kein Kern in die Sättigung gefahren werden kann. Allerdings hat solch ein Balun
durch höhere Windungskapazitäten (mehr Draht/Leitung für das gleiche XL) den Nachteil das der Luftbalun eine nicht so große
Breitbandigkeit besitzt.
Die in dem Beispiel aufgewickelte 50 Ohm-Leitung für den 1:1-Balun ist für eine verlustarme Übertragung von real 50 Ohm
vorgesehen. Es entstehen in jeden Fall unnötige Verluste in der Balunleitung wenn nicht die realen 50 Ohm übertragen werden!
Ob er dann auch noch richtig symmetriert? Das ist von dem Verhältnis der Querinduktivität (XL der Betriebsfrequenz) der
Balunleitung und dem zu übertragenen Z (Widerstand real und Widerstand imaginär) abhängig. Also abhängig von der Induktivität
der Wicklung, der Betriebsfrequenz und dem zu übertragenen komplexen Widerstand „Z“.
Das gleiche geschieht mit dem 1:4 Unun. Dort ist die Leitung für die verlustarme Transformation von 200 Ohm zu 50 Ohm mit (Z)
100 Ohm vorgegeben. Z = Wurzel (R1 x R2). Die Verluste steigen mit dem Grad der Impedanzabweichung zu (für dieses Beispiel)
200 Ohm.
Das ist Fakt und kann, meiner Auffassung nach, auch nicht bestritten werden.
Dieser OM hat seine Balune und Transformatoren mit realen Widerständen (in diesem Fall mit 50 Ohm bzw. 200 Ohm) abgeschlossen
und mit einem Netzwerktester mit kleinster Leistung vermessen und für gut befunden. Mit der für den Balun und auch Unun
vorgesehenen realen Last ist auch nur ein kleiner Verlust (um 0,1 dB) zu erwarten.
Er schweigt sich aber aus, wenn an dem gleichen System andere Widerstände mit Blindkomponenten (das sind Induktivitäten und
Kapazitäten parallel und auch in Serie mit einem realen Widerstand geschaltet, die immer dann auftreten wenn ein
Antennensystem nicht in Resonanz betrieben wird) und gewisser Leistung, wie in der Betriebsumgebung an einem Mehrbandsystem
auftreten, übertragen werden sollen. Ich muss zugeben das solch eine Messung nicht einfach auf dem grünen Schreibtisch
durchzuführen ist. Kann ich auch nicht! Das könnte für unser eins am einfachsten durch vergleichen der unterschiedlichen
Systeme unter sonst gleichen Bedingungen gehen.
Es wurden aber auch schon einige Einschränkungen richtig erkannt und schreibt weiter:
„Die Wirksamkeit eines Baluns, den Gleichtaktstrom zu unterbrechen, hängt sehr von seinem Einsatzort im System Sender -
Leitung - Antenne ab. Ob vor oder hinter dem Antennentuner ist fast egal. Im Strombauch der Gleichtaktströme angeordnet
bringt er die besten Ergebnisse. Wo der Strombauch sich befindet kann man messen bzw. durch eine Simulation herausfinden.
Bei Mehrbandbetrieb ist damit zu rechnen, dass der Strombauch des Gleichtaktstromes sich an unterschiedlichen Stellen der
Speiseleitung befindet, dann sind mehrere Baluns erforderlich.“
„Befindet sich der Balun zufällig im Spannungsbauch und das auch noch bei einer tiefen Frequenz, so kann er warm werden und
bei hohen Leistungen sogar platzen. (siehe auch Bericht DA0HQ in CQDL 7/2005, S. 454) Vorsicht! Hinter dem Antennentuner
eingesetzt kann bei zu kurzen Antennen (kürzer als l/2) die Spannung zwischen den Drähten des Balun 1:1 sehr hoch werden,
was zu Überschlägen führen kann. Auch kann der Kern des Breitbandübertragers in die .Sättigung. kommen. Gefährlich sind tiefe
Frequenzen und hohe Leistungen in Verbindung mit kurzen Antennen.“
Ich lese aus seinen Einschränkungen heraus:
Der Balun soll bei allen Bändern im Strombauch betrieben werden. Probleme mit Antennen die kürzer als Lambda/2 sind.
Eine Strombauchspeisung mit einer Antenne, mit und auch ohne Zweidrahtleitung, fester Länge wird nicht für alle Bänder
realisierbar sein. Schon gar nicht mit, den für seine Kombination aus Balun und HF-Trafo, optimalen real 200 Ohm. Das geht
nur auf einer Betriebsfrequenz!
Wenn man keine 40m Draht spannen kann, soll man auf 160m und 80m verzichten oder QRPP machen? Das geht auch anders,
siehe unter "Kurze KW-Antenne".
Zur Beachtung: An einem realen 50 Ohm Widerstand mit 100 Watt Sendeleistung beträgt die Spitzenspannung 100 Volt.
Wie erkennbar, sind nicht nur hohe Spannungen auf 80m zu erwarten. Die Antenne ist mit ihren gut 31m Länge nur hier unter
Lambda/2. Also können nicht nur bei kurzen Antennen hohe Spannungen auftreten! Warum auch? Das sieht auf den hier nicht
aufgeführten Bändern nicht besser aus. Nun soll das ganze also durch einen Balun dann über ein Koaxialkabel zum TRX-Tuner
übertragen werden. Hat das der G5RV so gemacht? Jetzt kann man natürlich versuchen die Antennenlängen, den
Zweidrahtleitungstyp und deren Länge zu verändern um die Impedanzen zu optimieren. Vermeintliche Vorteile auf dem einen Band
erkauft man sich durch Nachteile auf den anderen Bändern. Grundsätzliche Information zu der G5RV, von L.B.Cbik, W4RNL,
kann man sich unter dem Menüpunkt "Download" auf der linken Seite herunterladen. Diese Probleme sind aber nicht allein typisch
für die G5RV, sondern ein generelles und komplexes Problem einer Multibandantenne. Diese Betrachtung hat aber auch nichts mit
der Leistungsfahigkeit einer Antenne zu tun. Nur die Sendeenergie sollte möglichst verlustarm von den real 50 Ohm zu den
komplexen Widerstand "Z" am Anschlusspunkt der Antenne bzw. Zweidrahtleitung gebracht werden.
Auch hier kann ich eine Bestätigung zu meiner persönlichen Meinung finden:
Innerhalb eines symmetrischen Mehrbandsystems mit Zweidrahtleitung fester Länge haben Transformatoren und oder Balune nichts
zwischen Tuner und Antenne zu suchen! Es sei denn es werden unnötige Verluste hingenommen.
Wie hoch nun die Verluste durch so einen Murks wirklich sind, ist von der individuellen Konfiguration abhängig.
Ein Balun gehört zwischen dem 50 Ohm-Koaxialkabel und Koppler bzw. Anpassglied (vorzugsweise ein sym. L-Glied). Nur an dieser
Position werden nach der Anpassung immer reale Lasten übertragen!
Alle Betrachtungen wie gesagt unter der Voraussetzung das die Antenne und auch eine vorhandene Zweidrahtleitung eine feste
Länge haben und das System für Merhrbandbetrieb ( ideal alle 9 Bänder, mindesten jedoch 80m, 40m, 30m, 20m, 17m) ausgelegt
sein soll.
Leider ist der Weg zu einer performanten Allbandantenne nicht immer der einfachste! Ich kann aber auch nicht erkennen wo denn
der große Vorteil von einem Balun in der Zweidrahtleitung gegenüber einer richtig mit Koppler betriebenen sym. Allbandantenne
liegen soll. Erst recht nicht wenn die Anpassungsvariation des internen TRX-Tuners nicht ausreicht und noch ein externer Tuner
eingeschleift werden muss. Ein richtiger symmetrischer Koppler ist nicht größer oder schwerer als ein unsymmetrischer Tuner
mit einem Balun am Ausgang zur Zweidrahtleitung. Es sind, nur etwas anders angeordnet, die gleichen Bauteile. Als Beispiel
siehe mein "Koppler Nr.7". Natürlich muss man sich Gedanken über seine Antenne mit der Speiseleitung machen, dann den Lötkolben
anheizen und die eine oder andere Schraube bewegen. Ich habe aber den Eindruck, dass der eine oder andere OM allein schon mit
der Vorarbeit, weil zu bequem(?), überfordert ist. Dabei entscheiden diese essenziellen Überlegungen über Erfolg oder
Misserfolg einer Antennenanlage und sind daher immer notwendig bevor man in die "Luft" geht und auch noch einen
Leistungsverstärker zuschaltet.
Das ist meine persönliche Meinung zu dem Thema „KW-Allbandantenne mit Balun“. Andere haben eine andere Meinung, wissen nicht
wovon sie reden oder haben solche Systeme noch nicht miteinander vergleichen können.
27.07.2009, DK6NR